Carve-outs sind komplex. Transition Service Agreements (TSAs) entscheiden, ob Wert erhalten oder zerstört wird.
Einleitung: Warum TSAs den Unterschied machen
Carve-outs sind für mittelständische Unternehmen und Private-Equity-Investoren gleichermaßen herausfordernd. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei oft unsichtbar: das Transition Service Agreement (TSA). TSAs regeln die Übergangszeit nach der Abspaltung. Wird das sauber gemanagt, bleibt das Geschäft stabil. Wird es vernachlässigt, drohen Verzögerungen, Kostensteigerungen und Wertverluste.
Aus meiner Erfahrung gilt:
– Ein gut aufgesetztes TSA reduziert Risiken und stärkt die Verhandlungsposition.
– Ein schlecht definiertes TSA führt fast immer zu Reibungen, Unsicherheit und unnötigen Kosten.
Deshalb sind TSAs nicht nur juristische Anhängsel. Sie sind einer der entscheidenden Hebel, um den Wert einer Transaktion zu sichern.
Was ist ein Transition Service Agreement (TSA)?
Kurz erklärt: Ein TSA ist ein Übergangsvertrag zwischen Verkäufer und Käufer. Er stellt sicher, dass die ausgegliederte Einheit nach dem Carve-out handlungsfähig bleibt, bis eigene Systeme und Strukturen etabliert sind.
Typische Inhalte:
– Leistungsumfang: IT, HR, Finance, Einkauf, Logistik
– Laufzeit: meist 6 bis 24 Monate
– Kostenregelung: kostendeckend oder gewinnorientiert
– Beendigung: klare Meilensteine und definierte Endpunkte
Typische Schwachstellen bei TSAs
In vielen Projekten sehe ich dieselben Fehler:
– Unklare Leistungsbeschreibungen
– Überlange Laufzeiten
– Fehlendes Steuerungsmodell
– Unrealistische Kostenannahmen
– Mangelhafte Kommunikation
Kurz gesagt: Wer TSAs nur als Formalität behandelt, schafft Probleme, bevor der Carve-out überhaupt begonnen hat.
Mein Ansatz: Separation Management Office (SMO)
In Carve-out-Situationen setze ich konsequent ein Separation Management Office (SMO) auf. Je nach Projektgröße übernehme ich die Leitung selbst oder bin in Persona der verantwortliche Carve-out-Manager.
Aufgaben des SMO:
– Steuerung und Governance
– Risiko-Management
– Kommunikation
– Wertsteigerung
Praxis-Einblick
In einem mittelständischen Industrieunternehmen habe ich ein SMO eingerichtet und parallel die TSA-Verhandlungen geführt.
– IT-Services wurden parallel migriert, mit definierten Abnahmekriterien.
– HR und Payroll liefen mit einer klaren Endfrist in Übergangslösungen.
– Finance-Prozesse wurden stabilisiert, bevor sie vollständig auf die neue Einheit übergingen.
Das Ergebnis: Der Carve-out wurde im geplanten Zeitrahmen abgeschlossen. Das Geschäft blieb stabil, die Investoren erhielten eine nachvollziehbare Equity Story, und der Exit konnte ohne Wertverluste umgesetzt werden.
5 Erfolgsfaktoren für TSA-Exit
Aus der Praxis lassen sich fünf zentrale Prinzipien ableiten:
1. Früh starten
2. Klar definieren
3. SMO einsetzen
4. Zeitrahmen festlegen
5. Transparenz schaffen
Kurz gefasst: Ein TSA wird nur dann wertsteigernd, wenn es konsequent gemanagt wird.
Zeitplan und Phasen
Ein TSA funktioniert nicht nebenbei. Es braucht eine klare Struktur:
– Vorbereitung (0–3 Monate)
– Umsetzung (3–12 Monate)
– Ablösung (12–24 Monate)
Zu kurze Zeitpläne führen zu Notlösungen. Zu lange Zeitpläne verlängern Abhängigkeiten und vernichten Wert.
KPIs für erfolgreiche TSA-Umsetzung
Die Umsetzung eines TSA ist nur dann steuerbar, wenn sie messbar gemacht wird.
Wichtige Kategorien sind:
– Zeit: Einhaltung von Meilensteinen
– Kosten: Abgleich von Budget und Realität
– Servicequalität: Stabilität von Prozessen und Zufriedenheit der Nutzer
– Mitarbeiterbindung: Fluktuation und Feedback
KPIs sind das praktische Steuerungsinstrument, das aus einem Vertrag ein Werkzeug zur Wertsteigerung macht.
Häufige Fragen aus der Praxis (FAQ)
Was ist ein Transition Service Agreement?
Ein Übergangsvertrag, der sicherstellt, dass eine ausgegliederte Einheit handlungsfähig bleibt.
Wie lange dauern TSA-Verhandlungen?
Meist vier bis zwölf Wochen – abhängig von Komplexität und Vorbereitung.
Welche KPIs sind entscheidend?
Zeit, Kosten, Servicequalität, Mitarbeiterbindung.
Welche Rolle spielt das SMO?
Es koordiniert die gesamte TSA-Umsetzung, reduziert Risiken und sorgt für Transparenz.
Was kostet ein TSA?
Das hängt vom Leistungsumfang ab. Entscheidend ist die Transparenz der Kosten.
Welche Risiken bestehen ohne TSA?
Operative Stillstände, Wertverluste im Exit-Prozess und Vertrauensverlust bei Investoren.
Fazit & Handlungsimpuls
TSAs sind kein notwendiges Übel. Sie sind ein zentraler Hebel, um Carve-outs erfolgreich und wertsteigernd umzusetzen.
Wer frühzeitig klare Strukturen schafft, die Umsetzung konsequent steuert und Verantwortung übernimmt, gewinnt: Stabilität im Geschäft, Sicherheit für Investoren und eine bessere Position in Exit-Verhandlungen.
Weiterführende Studien und Artikel
Deloitte – Die Kunst der Geschwindigkeit: IT-TSA beenden
deloitte.com/ch/de/services/consulting-financial/research/the-art-of-speed.html
FINANCE Magazin – Themenseite M&A
finance-magazin.de/themen/m-a
M&A Review – Unternehmenswertsteigerung durch professionelles Carve-out-Management
https://ma-review.de/artikel/unternehmenswertsteigerung-durch-professionelles-carve-out-management
BCG – Don’t Let Carve-Out Costs Compromise Value Creation
https://www.bcg.com/publications/2021/beware-of-separation-costs-compromise-value-creation
SmartRoom – TSA als unterschätzter Fixpunkt der Wertschöpfung
https://smartroom.com/blog/ma/transition-service-agreement/
Deloitte – Design and manage transition service agreements to achieve a fast and clean separation
TMF Group – Optimising TSAs for carve-out success